Dieser Brief ist öffentlich, und ich bitte die Erbacher Bürgerschaft ihn mitzuunterzeichnen.

Erbach, 26. November 2021

Sehr geehrter Herr Dr. Traub,

mit großer Sorge und Entsetzen habe ich den Beitrag von Mike Marklove vom 25. November im Hessischen Rundfunk gehört.

Der betroffene Bäcker, den Sie laut Bericht als „zur Reichsbürgerszene gehörend“ diffamieren, lebt mitten in unserer Gesellschaft. Er ist ein Unternehmer mit 40 Angestellten, führt regelkonform Steuern und Sozialabgaben ab und erfüllt auch sonst alle gesetzlichen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland.

Warum diffamieren Sie einen rechtschaffenen Unternehmer und Bürger unserer Stadt?

Wir leben leider in einer Zeit, in der sich die Anzeichen mehren, dass gerade ein Putsch von oben stattfindet:

  • Verschweigen wichtiger Fakten
  • Verhinderung eines transparenten öffentlichen Diskurses
  • Unverhältnismäßigkeit von Regierungsmaßnahmen
  • Abschaffung von Grundrechten
  • Ausübung von Repression und Zwang
  • Einschüchterung durch Strafandrohung
  • Mangel an unabhängiger Berichterstattung und ausgeglichener Kommentierung
  • Unterdrückung unerwünschter Meinungen
  • Spaltung der Gesellschaft
  • Diffamierung, Ausgrenzung, Absonderung,
  • Förderung von Denunziantentum
  • Zunahme von Polizeiwillkür und -gewalt gegenüber Kritiker der Covid-Gesetze
  • faktische Impfpflicht
  • Verpflichtung der Privatwirtschaft
    • grundgesetzwidrige Anordnungen durchzusetzen
    • Andersdenkende auszugrenzen, zu diffamieren und zu entlassen

Es mag sein, dass Sie diese diktatorischen Zeichen (noch) nicht sehen. Das mag an unseren unterschiedlichen Biographien liegen. Vielleicht ist es Ihnen auch (noch) nicht wichtig. Aber ich komme aus der Zukunft – ich komme aus der „DDR“. Für mich sind Menschenrechte, Grundrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein hohes Gut, das es zu verteidigen gilt. Entsetzt muss ich erleben, wie Teile davon innerhalb weniger Monate sorglos hinweggefegt oder faktisch außer Kraft gesetzt wurden.

Auch in Erbach habe ich sowohl bei der Schließung der Filialen des Bäckers als auch am Abend bei der spontanen Demonstration zahlreicher Erbacher Bürger Willkür und Übergriffigkeit, auch Ihrer Behördenmitarbeiter, erleben müssen. Zutiefst erschüttert bin ich, weil ich bei den Maßnahmen der Ämter und der Landespolizei Verhalten beobachten musste, das ich zuletzt in meiner Jugend gesehen habe: den Genuss, Macht auszuüben und zu erniedrigen.

Bisher habe ich Sie als offenen, bedachten und ausgleichenden Bürgermeister wahrgenommen.

Ich möchte Sie freundlichst auffordern, die Diffamierung des Bäckers zurückzunehmen und sich bei ihm zu entschuldigen. Ist diese im Beitrag getätigte Aussage nicht von Ihnen, bedarf es einer Richtigstellung Ihrerseits und seitens des Hessischen Rundfunks.

Ich möchte Sie ebenso eindringlich ersuchen, den Dialog mit den Erbacher Impfpflichtgegnern zu suchen und die Härte maßloser Regierungsentscheidungen durch kluges und umsichtiges Handeln abzumildern.

Zahlreiche Bürger von Erbach sind betroffen von der Entwicklung in unserem Land und suchen nach Lösungen für ein friedliches, gemeinsames, ausgleichendes und am Allgemeinwohl ausgerichtetes Zusammenleben, das heute schon den Blick auf morgen richtet.

Es darf keine Politik der verbrannten Erde geben.

Die Krise kann nicht allein einem Virus angelastet werden. Sie ist durch einseitige Weichenstellungen der höchsten Entscheidungsträger „oben“ zu einem erheblichen Teil menschengemacht. Das sollte bei uns hier „unten“, wo man miteinander auch morgen zusammenlebt, nicht absolut und mit Härte umgesetzt, sondern abgemildert werden.

Deshalb plädiere ich dafür, den Zusammenhalt zu stärken und jene Werte wie Menschlichkeit, Zusammenhalt und Freiheit zu leben, auf denen die Bundesrepublik Deutschland aufgebaut wurde und zähle auf Sie.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Falk